Ein kurzer geschichtlicher Rückblick

Manchmal ist es spannend einen Blick in das vergangene Jahrhundert zu machen. In den 50iger Jahren waren  viele Frauen mit Kindern allein, Männer waren gefallen oder in Gefangenschaft. Es waren  Frauen, die  ihre Kinder erzogen, sie schafften Nahrung herbei, räumten den Schutt der zerstörten Häuser weg und bauten neu auf. Nicht alle griffen wieder auf das alte Rollenbild der braven zufriedenen Hausfrau zurück, die ihre Wünsche ihrem Mann zuliebe  zurücksteckte, sondern Frauen erlernten einen Beruf, arbeiteten und verdienten ihr eigenes Geld, formierten sich zu Wandergruppen,  Turnerverbänden und ähnlichen. Das weibliche Selbstbewusstsein erwachte und so wollte man mit 60 fit sein. Das alte Rollenbild der Frau über 60, der „Großmutter“, nämlich  die strickende, auf Enkelkinder aufpassende, sich selbst zunehmend vernachlässigende Frau  begann in dieser Zeit zu bröckeln.

Frau Ilse Tutt, Jahrgang 1911, Mutter von 4 Söhnen, nannte ihre Pension den  „Unruhestand“. Sie war Lehrerin und hatte ihr ganzes Leben lang Tanz unterrichtet in Jugendgruppen und in den Volkshochschulen. Sie wandte sich von der damaligen DDR aus musikalisch und tänzerisch dem Westen zu und veranstaltete in ihrer aktiven Zeit Jugendtreffen zwischen Ost und West mit Tanz.

Es war ihre 80ig jährige Schwiegermutter, die zu ihr sagte:“ Kannst Du nicht auch für uns eine Möglichkeiten finden zu tanzen?“ Das ließ Frau Tutt keine Ruhe mehr und sie experimentierte in der Pension mit ihren Tanzgruppen solange bis sie eine Form fand, die sie schließlich mit zwei anderen Tanzleiterinnen 1976 in einem Seminar mit 48 Teilnehmerinnen vorstellte. Die Begeisterung der Teilnehmerinnen war so groß, dass innerhalb weniger Jahre die Schweiz, die Beneluxstaaten, Skandinavien und 1982 auch Österreich diese Form des Tanzens für Menschen ab der Lebensmitte übernommen haben.  


So fing alles an! (Foto von Ilse Soukup)

Seniorentanz: seine Ziele,  Aufgaben und  Leistungen

Schließlich wurden Verbände gegründet, um eine gute Ausbildung zu garantieren und darauf zu achten, dass diese einmalige Form des Tanzens ab der Lebensmitte keinen Qualitätsverlust erleidet.  Die Verbände wollten auch möglichst viel zur Verbreitung beitragen, d.h. Veranstaltungen organisieren, Annoncen in die Medien geben und vieles mehr um diese einmalige Form der Bewegung, mentalen Verbesserung, sozialen Miteinanders für Jedermann(frau) zugänglich zu machen.

Die ausgebildeten Tanzleiterinnen sind ordentliche Mitglieder und von ihrem jährlichen Beitrag bezahlt der Bundesverband eineHaftpflichtversicherung , um die TanzleiterInnen vor möglichen Folgen von Unfällen zu schützen und die AKM, das ist eine Organisation, die die Urheberrechte der Musiker, Komponisten schützt und das Geld an sie weiterleitet. Daher können die TanzleiterInnen alle  Original-Musiken verwenden, die von den verschiedenen Seniorentanzorganisationen international mit Tanzanleitung verbreitet werden.

Die fördernden Mitglieder  helfen viel dem Bundes -und den Landesverbänden zur Qualitätssicherung der TanzleiterInnen beizutragen und so kann die Fortbildung leichter organisiert werden. Zusätzlich helfen die Beiträge der Verbreitung des Angebots für „treffpunkt:TANZ“. Die Verbände können Werbung in den Medien machen und die zunehmende Anzahl an Kursangeboten in vielen Orten erleichtert die Auswahl. Außerdem kommt  die Freude an immer neuen erlernten Tänzen den TänzerInnen  zugute.

In Österreich wird eine Verbandszeitung vier Mal im Jahr gedruckt, die sehr informativ für Tanzende ist. Neben allgemeinen, aufs Tanzen und ähnlichen Themen bezogenen Artikeln, sind neue Tanzanleitungen, Ankündigungen von Veranstaltungen, Berichte aus allen Bundesländern, Spiele usw. u lesen.  Ordentliche und fördernde Mitglieder erhalten diese Zeitung automatisch kostenlos zugesandt.

Ein Teil des Betrags geht an den Bundesverband und ein anderer an die Landesverbände, die selbständig das Geld verwalten.

Der Bundesverband  macht und zahlt die Verbandszeitung, hat eine Homepage errichtet und sie laufend zu warten, sie zahlt den Markenschutz für unser Logo, stellt kostenlos Werbematerial für die TanzleiteInnen zur Verfügung , hat den Aufwand für die Geschäftsstelle, Porto, Telefon usw.  und die Aufwandsentschädigungen für die vielen Sitzungen zu zahlen. Er zahlt die Werbungen für die Medien usw. Die viele Arbeit für die Organisation ist unbezahlt (!!!),  es sind alle freiwillige MitarbeiterInnen.

Der Bundesverband verschickt die Verbandszeitung, das kostet den Landesverbänden Etiketten und Porto.  Einige Landesverbände organisieren einmal im Jahr ein Tanzfest für alle fördernden Mitglieder, bieten den TanzleiteInnen einen Rot Kreuz Auffrischungskurs an, sie sorgen für die Fortbildungen mit Referenten, zahlen die Annoncen in den Medien und vieles mehr.

Das alles entstand vor 40ig Jahren aus der Freude am Tanz, der Suche nach vielseitigem Ausdruck und einer Möglichkeit, z.B. dem Wunsch der Schwiegermutter von Frau Tutt, auch im Alter noch tanzen zu wollen, nachzukommen. Das zu erhalten und weiterzugeben sowie lebendig zu erhalten, braucht auch eine gute finanzielle Grundlage und dafür ein ganz großes Dankeschön an alle Mitglieder, ordentliche  und fördernde.

Dr. Burgi Schneider, Seekirchen bei Salzburg